Gegen den Strom
„Du spinnst ja! Wieso willst du woanders ein Kind bekommen, wenn du doch in Österreich gebären kannst?“
Diese und ähnliche Sätze hörten wir oft, als wir verkündeten, dass wir unsere Tochter auf Ibiza zur Welt bringen wollten. Wir stießen auf Unverständnis, Skepsis – und manchmal sogar auf Spott.
Ich kann gar nicht genau erklären, warum – es war einfach ein innerer Ruf. Erst zog es mich nach Bali, dann nach Kolumbien, doch schließlich blieb ich in Europa hängen. Irgendetwas in mir wusste: Ibiza ist der Ort.
Lockdown, Restriktionen & der Wunsch nach Freiheit
Es war 2021, mitten im Covid-Wahnsinn. Österreich war Vorreiter in Sachen Restriktionen – besonders im Bereich der Geburten, vor allem für Ungeimpfte.
Mein Freiheitsdrang wurde dadurch nur stärker. Ich wollte selbstbestimmt entscheiden, wo und wie ich gebäre – ohne Kontrolle, ohne Zwang.
Also blieb Europa die logische Wahl. Wir sahen uns die Kanaren, Mallorca und Ibiza an.
Als ich über Ibiza recherchierte, fand ich sofort eine Doula – Cyd. Als ich das erste Mal ihre Stimme hörte, flossen mir die Tränen. Ich wusste: Das ist die Frau, die mich begleiten soll.
Die Reise beginnt
Wir entschieden uns für ein Abreisedatum und mieteten unser erstes Zuhause bei Eivissa.
Kurz vor der Abfahrt wurden David und ich krank – mit Covid. Kurioserweise waren wir sogar erleichtert, denn damit war das Thema „Testpflicht“ erledigt. Zwei Wochen später ging es mit unserer Trudi, einem VW T4, endlich los:
Krems – Maribor – Venedig – Genua – Südfrankreich – Barcelona – Ibiza.
Am 14. Februar 2022 kamen wir an. Ich war überglücklich und konnte es kaum erwarten, Cyd kennenzulernen und unser Nest zu bauen.
Unser Zuhause auf Zeit
Die Wohnungssuche war herausfordernd – bis Cyd uns anbot, auf ihrem Grundstück zu wohnen. Wir bekamen eine kleine eigene Wohnung mit Outdoor-Küche und Bad. Es war perfekt!
Das Leben war leicht, sonnig, voller Meer und Salz auf der Haut. Ich fand einen örtlichen Gynäkologen, erledigte alle nötigen Untersuchungen und bereitete unsere Hausgeburt vor: mit Räucherwerk, Kristallen, Musik und viel Liebe.
Die Geburt beginnt
Maali lag in der 37. Woche noch in Steißlage. Der Arzt riet zum geplanten Kaiserschnitt – ich lehnte ab. Für alle Fälle ließ ich mich im Spital in Eivissa registrieren.
Kurz darauf – am Strand, beim Schnorcheln – hörte und spürte ich plötzlich ein Knallen.
Meine Fruchtblase war geplatzt. 36+6. Zu früh, zu unerwartet, zu plötzlich.
Unsere Doula und Hebammen waren am Weg, und wir standen vor der Entscheidung: abwarten oder handeln.
Am nächsten Tag setzten die Wehen ein – stark, regelmäßig, intensiv. Maali lag noch immer falsch herum, also machten wir uns in der Nacht auf den Weg ins Krankenhaus.
Zwischen Vertrauen & Angst
Im Krankenhaus durfte David trotz Covid dabei sein – zum Glück.
Wir hielten an unserem Wunsch nach einer natürlichen Geburt fest, schrieben sogar einen Vertrag mit dem Krankenhaus, um unsere Wünsche festzuhalten: keine unnötigen Eingriffe, keine Trennung, kein Baden nach der Geburt.
Doch als ich dort lag, überrollte mich Panik. Ich wollte einfach nicht dort sein.
Nach über 12 Stunden mit Wehen, einem kaum geöffneten Muttermund und schwindenden Kräften ließ ich los. Ich akzeptierte den Kaiserschnitt – meine größte Angst.
Maali kommt zur Welt
Als ich ihre Stimme hörte, liefen nur noch Tränen.
Der Moment, als sie endlich auf meiner Brust lag, war unbeschreiblich.
Ich erinnere mich kaum an die Stunden danach – nur daran, wie David sie in den Armen hielt, bis ich wieder bei mir war.
Liebe & Heilung
Ich fühlte mich anfangs leer, enttäuscht, „nicht stark genug“.
Ich dachte, ich hätte versagt. Doch mit der Zeit kam das Verständnis, dass alles genau so kommen musste.
Jetzt, mehr als drei Jahre später, bin ich einfach nur froh, dass sie da ist. Ich habe für mich und für uns damals eine Entscheidung getroffen, die über meine größten Ängste hinausging. Heute bin ich stolz auf mich – auf meinen Mut, auf meine Intuition, auf meine innere Stärke.
Und ich bin so dankbar.
Dankbar, dass Maali Ila Ocean mich ausgesucht hat. Dankbar für meine Doula Cyd und meine Hebamme Anna, die mich mit so viel Liebe begleitet haben. Dankbar für das Spital in Eivissa, wo wir respektvoll und herzlich umsorgt wurden.
Dankbar für Ibiza.
Ich würde es genauso wieder tun.


